„Wie kommt Mikroplastik auf das Frühstücksei?“ Die Antwort auf diese Frage konnten sich die Teilnehmenden an einer grenzüberschreitenden Veranstaltung, organisiert durch die Bürgerinitiative Umweltschutz Kehl, dem Centre socio-culturel Port du Rhin, Octop’us Straßburg und dem Freiburger Verein H2Org – für eine plastikfreie Natur e.V. selbst erarbeiten. Mit haushaltsüblichen kleinen Salzmühlen aus Kunststoff, einem Nylonstrumpf und einem Mikroskop war schnell zu erkennen, dass feinster Abrieb aus dem Kunststoffmahlwerk in das gemahlene Salz gelangt war. Manna öffnete zunächst den Blick, wie vielfältig Kunststoffe in Kleidung, in PKW oder im Haushalt vorkommen. So sei ein Anstieg der weltweiten Plastikproduktion von 1,5 Millionen Tonnen Plastik (1950) auf inzwischen 370 Millionen Tonnen (2019) zu verzeichnen. Damit einhergehend ein deutlicher Anstieg von Plastikteilen im Wasser: Sei es durch Vermüllung in Stadt und Land, sei es durch die nachlässige Sammlung für das Recycling oder sogar durch Entsorgung von Abfällen im Meer. Jedes Jahr gelangen aktuell rund acht Millionen Tonnen Plastik über die Gewässer in die Ozeane.
So sehr Kunststoffe das moderne Leben erleichtern, so sehr werde mehr und mehr deutlich, dass Plastik weltweit zu einem Problem für die Menschen wird. Denn nur rund 10 Prozent des Wertstoffs wird recycelt. Plastik gelangt über Böden und Gewässer in die Nahrungskette und über Trinkwasser in den Körper der Menschen. „Angesichts des überall vorkommenden Mikroplastiks, wollen wir mit unserer Arbeit zeigen, wo und wie das Problem im Alltag entsteht und dazu sensibilisieren, beim Konsum Plastik zu vermeiden“, so Fabio Manna. Bei einem weiteren Versuch konnten die Teilnehmenden erkennen, wie sich im Wasser gelöste Chemikalien oder Medikamente an das überall vorkommende Mikroplastik anhaften. Ein weiterer Versuch demonstrierte, wie schnell Stoffe aus einem achtlos weggeworfenen Zigarettenfilter durch Wasser herausgelöst werden. Nach Schätzungen verunreinigt eine Kippe bis zu 500 Liter Wasser.
Zu Beginn konnte Clarisse Kauber, Vorstand der BI Umweltschutz, rund 50 Jugendliche und Erwachsene auf der Passerelle für die grenzüberschreitenden Aktion „Rhine Clean up“ begrüßen. Dabei verwies sie neben der Bedeutung der Sammlung auch auf das gemeinsame Ziel, zur Reduzierung des Mikroplastiks im Rhein beizutragen.



Von der Passerelle streiften die deutsch-französischen Putzgruppen durch den „Garten der zwei Ufer“. Hoch motiviert sammelten sie Chipstüten, Einwegfeuerzeuge, Plastikflaschen und -tüten, Windel, Getränkebecher oder beim Rasenmähen zerhäckselte bunte Luftballons. Den achtlosen Umgang mit Abfall zeigten auch die Zigarettenkippen, Plastik- und Glasflaschen im angrenzenden Wohngebiet. Im Centre Socio-Culturel im Stadtteil Port du Rhin trafen sich die Teilnehmenden zu den Experimenten, zum ökologischen Glitzer Make-Up und zu einem zweisprachigen Quiz zum Thema des Tages. Beim abschließenden Essen mit Erfahrungsaustausch wurde angeregt, weitere Sammlungen durchzuführen.

Die Aktion ist Teil des Projekts „Rheines Wasser – Gemeinsam für einen sauberen Fluss“ von H2Org – für eine plastikfreie Natur, gefördert durch die Baden-Württemberg Stiftung. Sie wurde in enger Zusammenarbeit mit der BI Umweltschutz Kehl, dem Centre socioculturel Au-delà des Ponts und Octop’us organisiert, mit finanzieller Unterstützung durch den Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau.
Unterstützt wurden die Organisatoren bei der Vorbereitung und Durchführung durch Bündnis plastikfreie Natur, Studierende der Hochschule Kehl, BUND-Umweltzentrum Ortenau, der deutsch-französische Kulturverein TRANSC3ND.