Unsere Geheimtipps für den Garten
Jedes Jahr nehmen die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft „Blühendes Kehl“ den Pflanz-eine-Blume-Tag am 12. März zum Anlass, um anderen interessierten Gärtnern Pflanzen zu empfehlen. Es sind ausschließlich Gewächse, die in Kehl gut gedeihen, wenig Arbeit machen und zudem insektenfreundlich sind. Weitere Bedingung: die Blütezeit der Pflanzen soll möglichst das gesamte Jahr abdecken. Die Arbeitsgemeinschaft hat sich 2019 gegründet und wird getragen von der Bürgerinitiative Umweltschutz Kehl und der NABU Ortsgruppe Kehl-Hanauerland.
Clarisse Kauber schwärmt für ein Gehölz, das auch als Duft-Heckenkirsche bezeichnet wird: „Vor meinem Gartenzaun wächst eine wunderschöne Winter-Heckenkirsche (Lonicera purpusii). Ihre weiß-gelben Blüten bringen von Mitte Januar bis in den März hinein Farbe in trübe Tage und duften schön nach Honig, ähnlich wie die heimischen Geißblätter. Anders als diese braucht sie aber kein Gerüst zum Wachsen. Sie ist nämlich keine Schlingpflanze, sondern ein klein bleibender Strauch. Meine Heckenkirsche hat schon ihre Endgröße von zwei Metern erreicht und muss nicht zurückgeschnitten werden. Sie fühlt sich wohl zwischen weiteren Sträuchern und überlebt jeden Trockensommer ohne Gießen.“
Eine robuste Staude für problematische Standorte empfiehlt Nicole Stirnberg: „Der Rauling (Trachystemon orientalis) ist ein Raublattgewächs aus dem Kaukasus, der Türkei und Bulgarien. Seine Borretsch-ähnlichen Blütenstände erscheinen noch vor dem Blattaustrieb und sind nicht nur sehr hübsch, sondern mit 20 bis 40 Zentimetern im Frühling auch ziemlich imposant. Seine Blätter werden riesig, deshalb sollte man pro Quadratmeter nur zwei Pflanzen setzen! Er gedeiht gut im Schatten unter Laubgehölzen und verträgt Trockenheit. Optimale Bedingungen hat er aber auf feuchterem Boden – dann bildet er als Bodendecker über die Jahre einen dichten Bestand, der keine Pflege benötigt.“
Ist der Rauling verblüht, ziert das Salomonsiegel (Polygonatum) das Schattenbeet. „Es ist ursprünglich eine Waldstaude, die inzwischen wegen ihres frischen Grüns und ihren zarten, weißen Blüten auch als Züchtung in Gärten gepflanzt wird“, freut sich Karola van Kampen. „Sie blüht im Mai/Juni und bleibt danach grün bis zum Herbst, wobei die dunklen Beerchen wie die ganze Pflanze giftig sind. Das Salomonsiegel lässt sich auch gut vermehren, nämlich durch Teilung der Rhizome im Frühling oder Herbst.“ Der Name geht zurück auf Bruchnarben auf den Rhizomen mit einem sechszackigen Stern, der als Zeichen der Könige David und Salomon gilt.
„Schon seit einigen Jahren freue ich mich in meinem Garten über die jährlich wiederkehrende Wiesenraute (Thalictrum-Hybride ‚Elin‘) aus der Familie der Hahnenfußgewächse. Mit ihrem filigranen aufrechten Wuchs erreicht sie Höhen bis fast zwei Meter, hat blau-grünes Laub und beeindruckend hell-violette Blütenstände“, schwärmt Brigitte Illenberger. „Sie scheinen über dem Staudenbeet zu schweben und blühen zuverlässig vom Hochsommer bis in den Herbst. Sie liebt feuchten Halbschatten und bereichert jedes Staudenbeet.“ Von den kleineren heimischen Wiesenrauten gibt es mittlerweile Zuchtformen in gut sortierten Gärtnereien, auch für eher sonnige Gartenbereiche.
Eine Duftpflanze ist der Tipp von Aenne Richter: „Der einheimische Rainfarn ist eine traditionelle Heilpflanze, die aufgrund ihrer giftigen Inhaltsstoffe heute nicht mehr verwendet wird. Schön, dass man sich mit dem Krausblättrigen Rainfarn (Tanacetum vulgare ‚Crispum‘) einen dekorativen Verwandten ins sonnige Blumenbeet holen kann! Hier sind die an Farn erinnernden Blätter wie bei Petersilie gekräuselt. Die anspruchslose und außergewöhnliche Pflanze kommt sehr gut in einer Gruppe gepflanzt zur Geltung. Mit ihren tiefgelben Blütenknöpfen, die vielerlei Insekten anziehen, und dem sattgrünen Blätterschmuck ist sie eine Bereicherung im sommerlichen Garten.“
Der Blütenreigen schließ sich mit dem Wasserdost (Eupatorium cannabinum), den Sabine Klasen empfiehlt: „In unserem Garten wächst er unter dem Kirschbaum im Halbschatten. Ich gebe ihm im Frühjahr etwas Kompost und lasse ihn ansonsten in Ruhe – nur wenn es viele Wochen sehr heiß ist, bekommt er etwas Wasser. Die meisten Arten bevorzugen feuchte, nährstoffreiche und durchlässige Böden, die auch sonnig sein können. Je nach Lage wird er bis zu 1,80 Meter hoch. Er blüht von Juli bis September und zieht als Nektarspender Bienen, Schmetterlinge und weitere nützliche Insekten an. Zu dieser Zeit blühen nur noch wenige Nährpflanzen in der heimischen Natur.“
„Pflanzen Sie heute mindestens eine Blume und machen Sie sich und den Insekten in Ihrem Garten eine Freude!“, appellieren die Mitglieder der AG Blühendes Kehl. Sie bieten eine ehrenamtliche Beratung an, wie man im eigenen Garten mit wenig Aufwand und Kosten die Artenvielfalt erhöhen kann. Wer weitere Ideen für Pflanzen sucht, findet diese in zwei Broschüren. Auf ihrer Internetseite www.bluehendes-kehl.de stellt die Arbeitsgemeinschaft außerdem jeden Monat aktuell blühende oder fruchtende Pflanzen vor, die rundum empfehlenswert sind.
Am 20. April und 4. Mai beteiligt sich die AG Blühende Kehl wieder mit Gartenbörsen an der Natur-Ausstellung im Kulturhaus. Sie steht in diesem Jahr unter dem Motto „Verrückte Schmetterlinge“. Wie viele andere Gruppen und Vereine benötigt auch die Arbeitsgemeinschaft dringend Verstärkung. Sie freut sich deshalb über weitere engagierte Personen für ein blühendes Kehl – ein grüner Daumen ist dabei keine Voraussetzung.