Mit Interesse verfolgen die Bürgerinitiative Umweltschutz Kehl und der NABU Kehl die Empfehlungen der Stadtverwaltung, die prognostizierte Temperaturerhöhung in der Kehler Innenstadt um 1,35 Grad Celsius bis 2050 und bis zu 4 Grad Celsius bis zum Jahr 2100 durch Baumpflanzungen zu mindern. In der Kernstadt ist für die Periode 2021-2050 sogar von einem erhöhten Wärmeinseleffekt von bis zu 7,5 Grad Celsius auszugehen.
Die zahlreichen Fällungen großkroniger Bäume – im Zuge des Baus der Tram, Rathausumfeld, Rewe neu, Vorplatz Christuskirche bis hin zu den aktuellen Fällungen auf dem Gelände der Martin-Luther-Kirche – wurden zwar durch Nachpflanzungen kompensiert, diese werden aber viele Jahre lang nicht die positive Wirkung auf das Stadtklima haben wie die gefällten Bäume. Der schlichte Hinweis auf die Anzahl nachgepflanzter Bäume sagt aus Sicht der beiden Umweltverbände nichts über die Wirkungen für das Stadtklima aus.
Beide Vereine kritisieren, dass das Wirkungspotenzial von einst stadtplanerisch angelegten Durchlüftungszonen, wie die Vogesenallee, in den letzten Jahren durch eine massive Bebauung gemindert wurde. Das Rathausumfeld wurde großflächig gerodet, versiegelt und so in einen wärmespeichernden Hotspot verwandelt. Die beiden Umweltverbände begrüßen, dass ihre kritische Haltung gegenüber den Fällungen der letzten 15 Jahre per externer Stadtklimaanalyse bestätigt wurde. Die lokale Klimaanalyse dient nun der Stadtverwaltung als Orientierungsrahmen und legt konkrete Maßnahmen, wie den Erhalt und die Pflanzung großkroniger Bäume zur Verbesserung des Stadtklimas nahe.
In diesem Zusammenhang weisen die beiden Vereine auch auf die anhaltende Neuanlage von sogenannten ‚Schottergärten‘ hin. Sowohl im Altbestand als auch in jüngst entwickelten Neubaugebieten werden sie entgegen der rechtlichen Regelungen in Bebauungsplänen angelegt. In einer Stellungnahme hat die BI Umweltschutz Kehl nun die Stadtverwaltung gebeten, zu prüfen, ob der Beschluss der Stadt Erlangen, im Blick auf den Klimawandel und der Artenvielfalt, Schottergärten zu verbieten, rechtlich auch in Kehl möglich wäre. Schottergärten heizen sich auf und geben die gespeicherte Wärme in der Nacht wieder ab. Zudem bieten sie nur für wenige Tierarten einen geeigneten Lebensraum. Der Traum der Gartenbesitzer, sich von der Gartenpflege zu entlasten, geht ebenfalls nicht auf. Schon nach wenigen Jahren lagert sich zwischen den Steinen aus Verwehungen Humus an. Er bietet die Grundlage für aufgehende Grünpflanzen aller Art. Da Herbizide im Privatgarten verboten sind und das Unkrautjäten durch die meist scharfkantigen Steine erschwert wird, bedürfen Schottergärten schon nach wenigen Jahren eines erheblichen Pflegeaufwands – zumal die häufig als Unkrautsperre eingesetzten wasserundurchlässigen Vliese nicht zulässig sind.
Mit der AG „Blühendes Kehl“ haben beide Umweltorganistionen im Juli 2019 eine Initiative ins Leben gerufen, die sich für naturnahe Gärten und Balkone einsetzt und mit Beratung, Informationsveranstaltungen und Pflanzentauschaktionen Interessierte bei der Anlage von natürlichem Grün unterstützt. Wegen der Regelungen zum Coronavirus kann die AG „Blühendes Kehl“ derzeit keine Pflanzen- und Samentauschbörse auf dem Kehler Wochenmarkt anbieten. Wer Samen, Zwiebeln oder Gartenpflanzen abzugeben hat, kann sich bei der der AG „Blühendes Kehl“ melden (Kontakt: ). Kostenlos angeboten werden derzeit u.a. Samen bzw. Pflanzen von Akelei, Borretsch, Elfenblume, Sonnenhut und Schlüsselblume.
Zum Kauf angeboten werden Vogel-Nistkästen sowie mittelgroße und große Insekten-Nisthilfen („Insektenhotels“), die von NABU-Mitgliedern hergestellt wurden. Der Erlös ist für die Arbeit von „Blühendes Kehl“ bestimmt.
Weitere Hinweise:
Gärten des Grauens: https://www.facebook.com/GaertenDesGrauens/