Straßburg, 14.03.22
Anlässlich des Jahrestags der Atomkatastrophe in Fukushima wurden am 14. März im Garten der zwei Ufer bei einer Gedenkfeier drei Eichen gepflanzt. Auf Einladung des Vereins „Stop Transports – Halte au Nucléaire“ und der Stadt Straßburg nahm eine Delegation der Bürgerinitiative Umweltschutz Kehl an der Veranstaltung teil. Rund 30 Personen folgten der Einladung zur Pflanzaktion am Fuße der Passerelle.
Als Vertreter von „Stop Transports Halte au Nucléaire“ erinnerte Rémi Verdet an die immer noch anhaltenden schädlichen Langzeitfolgen der drei Katastrophen: Am 29. September 1957 wurden 270.000 Menschen in der russischen Militärbasis Maïak der atomaren Strahlung ausgesetzt. Dort sind Boden und Wasser immer noch verseucht. Am 26. April 1986 explodierte der 4. Reaktor in Tschernobyl (Ukraine). In dieser radioaktiv belasteten Zone müssen heute vier Millionen Menschen leben und regelmäßig ihre Ernährung und sich selbst auf die gesundheitsgefährliche Strahlung prüfen lassen. Am 11. März 2011 geschah die Katastrophe in Fukushima (Japan). Die geschädigten Reaktoren müssen heute noch ständig gekühlt werden. Die japanischen Behörden planen, das kontaminierte Wasser ab 2023 ins Meer einzuleiten.
Nach einer Schweigeminute nahm Rémi Verdet Stellung zu den jüngsten politischen Entscheidungen zur Atomenergie in Deutschland und in Frankreich und rief zum Ausstieg aus der risikobehafteten Atomkraft auf. Während in Deutschland geplant ist, in den kommenden Jahren endgültig aus der Atomkraft auszusteigen, wird in Frankreich der Bau neuer Anlagen diskutiert, darunter sogenannte Small Modular Reactors.
Die Oberbürgermeisterin von Strasbourg, Jeanne Barseghian, schloss sich der Rede von „Stop Transports – Halte au Nucléaire“ an und erinnerte an die Herausforderungen der Energiepolitik: Klimaschutz, energetische Unabhängigkeit, Kaufkraft der Haushalte, Sicherheit und Frieden. Der Neustart der Atomkraft in Frankreich sei eine falsche Antwort auf die Herausforderungen von Kosten und Klima, so Barseghian. Alternative Lösungen seien machbar und technisch erprobt, wie die lokale Erzeugung von Energie aus erneuerbaren Quellen und die Senkung des Verbrauchs. Die Eurometropole Straßburg strebt bis 2050 eine 100-prozentige Versorgung aus erneuerbaren Energien an.
Nach den Reden wurden die drei Gedenkbäume gepflanzt und sich rege ausgetauscht. Im geopolitischen Kontext mit dem Ukraine Krieg und im französischen Wahlkampf möchten die Atomkraft-Gegner*innen vor den auch nach 70 Jahren noch ungelösten Gefahren der Atomkraft dringend warnen.