PFAS – Chemikalien für die Ewigkeit

„Wie Milch im Kaffee. Einmal drin, kann man sie nicht wieder zurückholen“. Mit diesem Zitat umriss die Biologin und Wissenschaftsjournalistin Patricia Klatt (Bühl) bei einem Vortrag die Problematik der Per- und Polyfluoralkyl-Substanzen (PFAS). Zu dem Vortrag „PFAS – Fluch oder Segen der modernen Welt?“ hatte die Bürgerinitiative Umweltschutz Kehl am 21.11.2023 eingeladen.

Die Chemikaliengruppe umfasst über 12.000 Chemikalien, die sich in der Natur nicht abbauen und auch in Verbrennungsanlagen erst über 1.100°C zerstört werden. Sie werden daher auch als „Ewigkeitschemikalien“ bezeichnet.

Aufgrund ihrer Hitzebeständigkeit sowie ihrer feuchtigkeits-, schmutz- und fettabweisenden Eigenschaften leisten sie im Alltag und in technischen Anwendungen vielfach gute Dienste. Dies verdeutlichte die Referentin mit einer Bilderfolge von Teflonpfannen, Trinkbechern, Medizin- und Elektrotechnik, Outdoorkleidung, Nähgarne, Zahnseide, Schmiermittel und Skiwachs. „Hier können überall PFAS enthalten sein. Können -nicht müssen!“, so die Referentin. Dies sei jedoch für die Verbraucher schwer zu erkennen, da die PFAS selten deklariert werden. 1940 wurden sie erstmals verwendet und gelangen seither von der Herstellung bis hin zur Abfallentsorgung und Abwasserbehandlung in die Umwelt. Da sie sich nicht abbauen, gelangen sie über Böden und Wasser weltweit in die Nahrungskette von Pflanzen, Tier und Mensch und reichern sich im Ökosystem an.

Dass das Thema brisant ist, zeigte Klatt am Beispiel des verseuchten Grundwassers im Raum Rastatt auf. Dort wurden 2012 erstmals PFAS im Grundwasser festgestellt. Aktuell sind 1105 ha Ackerböden unter Beobachtung, mit Anbauempfehlungen oder -beschränkungen für die Landwirtschaft. Die Bewässerung ist nur unter Auflagen möglich. Manche Brunnen mussten geschlossen werden, bei anderen erfolgt eine kostenintensive Aufbereitung des Trinkwassers mit Aktivkohlefilter. Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) und die PFAS-Geschäftsstelle im Landratsamt Rastatt gehen von 58 km2 mit belastetem Grundwasser aus. Die bisherigen Kosten zur Behandlung des Grundwassers liegen für die Stadtwerke Baden-Baden bei 8,45 Mio. Euro, für die Stadtwerke Rastatt bei 18 Mio. Euro.

Die Frage des Vortrags „PFAS – Fluch oder Segen der modernen Welt?“ beantwortete die Wissenschaftsjournalistin differenziert. Es gebe Anwendungsfelder, wie z.B. in der Medizintechnik oder in der Weltraumforschung, wo man nicht auf die positiven Eigenschaften der Chemikalie verzichten könne. Die Öffentlichkeit sei jedoch häufig auf die nützlichen Eigenschaften fixiert, während man mögliche Gefahren und Umweltwirkungen ignoriere.

Dringend erforderlich seien Minimierungsgebote bis hin zu Anwendungsverboten von PFAS sowie die Einführung von Grenzwerten für Futter- und Lebensmittel sowie in der Düngemittel- und Klärschlammverordnung. Ein weiterer Schritt, die Ewigkeitschemikalien zu begrenzen, sei die Entwicklung von Alternativen sowie eine PFAS-Abgabe für Produzenten und Verwender, um diese an den Folgekosten zu beteiligen. Erforderlich sei schließlich eine verständliche Deklaration auf allen PFAS-haltigen Produkten sowie eine breite Aufklärung über die gravierenden Folgen der Chemikaliengruppe für die Gesundheit.

Da die PFAS langfristig immer wieder ein Thema sein werden, haben wir eine Informationsseite zum Thema eingerichtet unter https://bi-umweltschutz-kehl.de/pfas/

Der Fernsehsender PHÖNIX wiederholt in der kommenden Woche den sehr interessanten Beitrag „PFAS – Gift für die Ewigkeit.  Wie abhängig sind wir?“ Der Film wurde vor einigen Wochen bereits in der ARD gezeigt.

  • Donnerstag, 14.12.23 um 22.15 Uhr
  •  Freitag,      15.12.23,um 19:15 Uhr